Der Koloss von Prora
Prora bei Binz liegt auch auf der Schmalen Heide, die den Kleinen Jasmunder Bodden vom Proraer Wiek der Ostsee trennt. Kern des Ortes ist der Koloss von Prora. Das Gebäude erstreckt sich über eine Länge von etwa fünf Kilometern, ca. 150 Meter vom Wasser entfernt. Der Name Prora ist vermutlich slawischen Ursprungs und seine genaue Bedeutung ist nicht überliefert. Ursprünglich wurde so nur eine bewaldete Hügelkette im Süden der Schmalen Heide bezeichnet. Im 19. Jahrhundert wurde hier ein Forsthaus gebaut, das ebenfalls den Namen Prora erhielt. Unter dem NS-Regime wurde dann das „KdF-Seebad“ erbaut. Der Gebäudekomplex sollte für die Unterbringung der Urlauber 8 jeweils 550 Meter lange, sechsgeschossige, völlig gleichartige Häuserblocks mit insgesamt 10.000 Gästezimmern umfassen.
Urlaub auf engstem Raum
Jedes dieser 2,25 m × 4,75 m großen Zimmer, von denen jeweils zwei mittels einer Tür verbunden waren, war für 2 Personen konzipiert. Sanitäre Einrichtungen befanden sich in den landeinwärts gelegenen Treppenhäusern. In allen Gästezimmern sollten über Lautsprecher Durchsagen möglich sein. Aus der Uniformität der Architektur und der sehr zweckmäßigen Einrichtung wird deutlich, dass hier anders als bei anderen nationalsozialistischen Großprojekten die Funktionalität über die Architektur gestellt wurde.
Das Leben in der Ferienanlage sollte in der Gemeinschaft stattfinden. Deshalb waren große Gemeinschaftshäuser mit Gastronomie- und Wirtschaftsräumen sowie Kegelbahnen und Leseräumen geplant. Es waren beheizbare Liegehallen, zwei Wellenschwimmbäder, ein Kino und mehrere gastronomische Betriebe in Planung. Als zentraler Punkt der Anlage war ein riesiger Aufmarschplatz geplant. Des Weiteren sollte es Kaianlagen geben, die das Anlegen kleinerer Boote möglich machte.
Um eine derartige Anzahl Menschen (ca. 20.000) versorgen zu können, musste im Umfeld eine eigene Infrastruktur geschaffen werden. Zu diesem Zweck wurden ein Bahnhof, Personal- und Wirtschaftsgebäude geplant und auch zum Teil gebaut. Durch den Krieg konnte der Bau des längsten Gebäudekomplexes der Welt jedoch nie vollendet werden. Nach Ende des Krieges wurden Teile des Riesen-Beton-Klotzes von der Roten Armee gesprengt und im Laufe der Jahre wurden die Blöcke restauriert und für unterschiedlichste Zwecke genutzt. Als Unterbringung für Heimatvertriebene oder als Stützpunkt der NVA. In dieser Zeit lebten hier bis zu 10.000 Mann. Zwischen 1993 und 1999 bildete der Betonkomplex die Heimat der größten Jugendherberge in ganz Europa. Heute dient das Objekt als Jugendherberge und Museum. Die unterschiedlichen Blöcke wurden immer wieder verkauft und dienen inzwischen auch als modern eingerichtete Ferienwohnungen genau am Wasser.
Das imposante Gebäude lockt jährlich viele Besucher an, da es aufgrund seiner Größe einzigartig ist und eines der wenigen umgesetzten Objekte des Hitler-Regimes ist. Hier können Sie sich kulturell weiterbilden und staunen.
Weiterführende Links
Dokumentaionszentrum Prora: Offizielle Website
Wikipedia: Seebad Prora
Weitere Infos: denkmalprora.de